Einleitung
Ein Wettkampf, ja und!? Wie ist es gelaufen gut oder schlecht? Um in meine Situation einzutauchen bedarf es eben mehr als einen Zweizeiler. Informativ für Interessierte und zugleich - vielleicht - eine Anregung, Interesse an der Thematik Schwarzpulver, Long Range odgl. zu vermitteln. Wer Lust und Zeit hat, den nehme ich mit in eine ganz andere Welt dieses Sportes. Viel Vergnügen mit dem Long-Text.
Vorbereitung
Das Jahr 2023 war in Punkto Trainingseinheiten (100m) nicht berauschend. Lediglich 2 Standbesuche, also eigentlich nichts. Die letzte Trainingsscheibe glich einem Fiasko. Der „Schuss wollte nicht raus“, das Timing und das ganze Ritual - vor und nach dem Schuss - ein persönliches Desaster. Ob das, die richtige Voraussetzung für das Quigley Match war?
Ankunft
Meine dritte Teilnahme am Quigley Match nach 2019 und 2021
Donnerstag Ankunft, pünktlich zum Billy Dixon Training. Ich war nur Zuseher. Beeindruckend wenn ein Bleigeschoss über einen Diopter auf 1,406m sein Ziel finden soll. Aber das ist eine andere Geschichte. Zusammenkommen und Plaudern. Erfahrungsaustausch international.
Training Quigley Match
Freitag Trainingstag. Kaum Sonne, starke Bewölkung ohne Regenwahrscheinlichkeit. Fast perfekte Lichtverhältnisse bei um die 20Grad. Neun Uhr ist zu früh um mich als Schütze zu profilieren. Also hatte mein Kollege den Vortritt übernommen und ich konnte mich als Spotter entspannen. Schützenwechsel, meine Zeit war gekommen. Drei Ziele lagen vor mir. 370m 548m und 736m. Da die Bedingungen gleich wie 2021 waren, übernahm ich die Daten für Einstellung am Diopter. Erstes Ziel der Diamant auf 370m. Ruhig und gelassen mein erster Schuss. Treffer. Mein Spotter meldete „ein wenig tief“. Das passt, nur nicht viel am Diopter herum schrauben. Schuss für Schuss erreichte ich die Sicherheit - Stichwort Timing. Zielwechsel auf 548m. Auch hier drückte ich dem Stahlziel nach dem zweiten Schuss meinen Stempel auf. Die weiteren Schüsse waren mehr als optimal. Die Fehlschüsse und die sehr guten Ansagen meines Spotters halfen mir enorm, wieder exakt auf Linie zu kommen. Auch der Büffel in 736m Entfernung musste Haare lassen. Auf erste holprige Schüsse, folgten sichere Treffer.
Schützengruppenwechsel, ab zur linken Seite, zu den Zielen auf die kurzen Distanzen. 😉
Erstes Ziel, 320m. Dieses Ziel muss beim Match stehend frei geschossen werden. Beim Training blieb ich jedoch sitzen, um mich auf die richtige Visiereinstellung zu konzentrieren. Die Treffer liefen „leicht von der Hand“, eigentlich problemlos. Ein wenig Höhenkorrektur, mehr brauchte es nicht. Auch das nächste Ziel lief „pipifein“. Kein leichtes Unterfangen. Die Entfernung 381m und die Größe machten im Diopter „einen sehr schlanken Fuss“. Hier musste der Ablauf des Schusses noch konsequenter von statten gehen, um das Blei sicher zum Ziel zu begleiten. Am Ende brachte der überwiegende Teil meiner Trainingsschüsse die Stahltafel zum Singen. Letztes Ziel, Entfernung 485m. Meine Lieblingsstation/Entfernung, weil die Grösse des Zieles und der weisse Punkt in der Mitte, perfekt in mein Ringkorn im Diopter passt. Raz Faz arbeitete ich auch dieses bei nahezu perfekten Bedingungen ab.
Meine Zufriedenheit über die Trefferleistung an diesem Trainingstag legte sich wie ein warmer Mantel um mich. Eine tiefe innere Befriedigung über die - für mich - absolut tolle Leistung. Im Angesicht des bevorstehenden Match und der Kenntnis darüber, dass hier alles oder auch nichts möglich sein kann, hatte ich mein Ziel - Trefferleistung, Konzentration und Ablauf - bereits am Trainingstag erreicht. Was morgen geht, das geht und was nicht geht, kommt ein anderes mal … denn die Wettervorschau trug zu Recht ihren Namen. „Sauwetter“.
Match
(Diesen Teil schreibe ich in der Gegenwartsform)
Match-Tag, wie vorhergesagt und vom Wetterdienst versprochen … Sauwetter. In weiser Voraussicht hab ich den faltbaren, Pavillon 3x3m mitgenommen. Platz Genug für 2Schützen und dem Spotter dahinter.
Also Regen. Was heißt das für Schwarzpulverschützen, wenn die Visiereinstellungen auf Schönwetter eingestellt sind … Höhenkorrektur. Korrektur bei jedem Ziel. Ein anfänglicher Blindflug, der im Regelfall Treffer kostet. Der Spotter muß bei solchen Bedingungen mein Held des Tages sein, denn der Sand auf der Range ist nass und zeigt den Fehlschuss nicht im ausreichenden Maße an, als wenn er staubtrocken wäre. Wer wird heute mit den Bedingungen am Besten zurechtkommen? Wer stellt sich auf das Sauwetter am schnellsten ein? Zum Glück, Windstärke Null bis wenig. Gleiche Bedingungen wie am Trainingstag. Eine zusätzliche Seitenkorrektur kann ein Martyrium werden. Mein Kollege macht den Anfang und ich in voller Konzentration auf das Spotten. Er kommt ziemlich schnell aufs Ziel und spult sein Programm ab. Das erlernte Spotten funktioniert gut und denke ich bin ihm eine gute Hilfe. Sehr gute Trefferleistung auf die ersten 3 Ziele.
Wechsel, die Scheibe hat mich gerufen. Es regnet noch immer. Stress kommt auf, fertig werden zum Start. NEIN, ich muss noch meine Visierung einstellen. Pulsfrequenz steigt, Atemübung und leck mich du Sauwetter.
Ziel #1
Octagon 71x81cm - Entfernung 548m
Acht Schuss liegen vor mir. Jo was mach ich mit der Höheneinstellung? Ich geb ihr 0,8mm mehr Luft. Kommando McMonkey Go, 30 Sekunden Zeit. Und draußen ist das Blei. Der Spotter meldet mir zu tief, kein Treffer, es fehlt aber nicht viel. Ich lass die Einsstellung, mal schauen. Auch der Zweite Treffer ist zu tief. Zwei Nieten, ich muss was tun Zwei Zehntel lass ich die Spindel in die Höhe tanzen. Ich habs gewusst … das Sauwetter! McMonkey Go … ich bleib ruhig gebe einen perfekten Schuss ab. Nach 2,5 Sekunden hör ich den Gong. Mein Spotter hat schon vorher den Treffer angesagt. Treffer im weißen Bereich (also Mitte) ein wenig tief. Beruhigung tritt ein. Die Einstellung bleibt. Hochkonzentriert setz ich 5 Treffer hintereinander. Jeder Gong macht mich glücklich und ja es geht … es geht sehr gut. Der letzte Schuss ist links abgekommen, mein Fehler. Wurst, es hat gut begonnen 5 von 8. Jetzt gehts erst richtig los mit dem Ziel Diamond.
Ziel #2
Diamond 61cm - Entfernung 370m
Das Ziel kenn ich aus den vergangen Jahren. Das Octagon kostete mich 6 und der Diamant sogar 7 Fehlschüsse. Na Bravo und jetzt auch noch die Höhenkorrektur. Was tun? Viel Zeit bleibt nicht zum Go. Ich entscheide mich für 3 Zehntel. Bauchgefühl was solls. McMonkey Go! Trotz Regen sehr klare Sicht. Anschlag, Atmung, nicht denken nur tun. Ich „lege“ das Ziel ins Ringkorn. Kopf ist ausgeschaltet. Meine Sinne, Auge, Abzugsfinger und die Atmung melden … JETZT! Rauch steigt auf. Der Spotter meldet Treffer - Zentrum. YES! Aber die Geschichte ist noch nicht in „trockenen Tüchern“. Mein Ansporn steigt, die Freundschaftsanfrage an das Ziel Diamond gesendet. Alles gleich lassen, exakt dein Ritual abspielen. McMonkey Go … Treffer … Treffer und immer wieder die Rückmeldung im Zentrum. Mit einem perfekten Ablauf meinerseits, drück ich dem kleinen Ziel alle 8 Schuss auf das Blech. Beflügelt und guter Dinge auf den nächsten Einsatz.
Ziel #3
Buffalo 100x197cm - Entfernung 736m
Zu erwarten wären 3 bis 5 Treffer bei idealen Bedingungen, aber die gibt es nicht und erwarten … welch ein Hohn.
Ich rechne hoch, welche Höhe? Der steht schon weit weg. Da kommt schon wieder der Stress. Die müssen sitzen die Schüsse. McMonkey Go! Der Respekt vor der Distanz kostet mich Konzentration. Zu tief und erheblich zu tief. Mein Kaliber 40-65 beginnt bei dieser Distanz zickig zu werden. Dennoch sind alle Treffer möglich. Also Spindel drehen. Noch immer zu tief. Auch die weiteren Einstellungen melden keinen Treffer. Nichtmal ein Ansatz eines Geschosseinschlages im Gelände, der Aufschluss über eine positive/negative Veränderung an der Visierung geben könnte. Das war es. Der „Büffel zieht von Dannen“. Eine Nullnummer. Resignation macht sich breit, war doch der Büffel auch immer eine „sichere Bank“. Richtiger Schei..dreck. Ich spreche es laut aus „ich will Heim“.
Der bevorstehende Wechsel auf die linke Seite - wo noch 3 Ziel auf mich warten - lässt all meine Erwartungen zerbröseln. Das hol ich nicht mehr auf, den dort wartet als erstes Ziel mein Endgegner. Das Bucket auf 320m - stehend frei! Ein für mich unbezwingbares Ziel und auch das „schwerste“ im ganzen Bewerb.