Surplus Munition - Rost Test

Links: PPU, Mitte: STV Scorpio, Rechts: S&B

Korrosive Munition ist ein Überbleibsel vergangener Tage. Im ersten und zweiten Weltkrieg gab es fast ausschließlich Munition die man heute als korrosiv bezeichnen würde.

Heute sind es vor allem Restbestände aus Staaten des Warschauer Paktes, welche noch in private Hände gelangen. Zwar nutzte auch die NATO teilweise korrosive Munition, dies wurde aber frühzeitig beendet und die Produktion auf nicht-korrosive Munition umgestellt.


Westliche Surplus Munition und Ostblock Surplus Munition unterscheidet sich allermeist an der Zünderform. Westliche oder NATO Munition verwendet heutzutage üblicherweise einen Boxer Zünder. Munition aus den ehemligen Warschauer Pakt Staaten wurde mit Berdanzündern produziert.


Bei vorhandensein von Berdanzündern bei Ostblock Munition wird oft automatisch von Rostproblemen und erhöhtem Putzaufwand ausgegangen. Berdanzüder in Surplus Munition wurden meist mit Knallquecksilber versehen als Initialsprengstoff. Boxerzünder sind üblicherweise mit Sinoxid bestückt. Es gibt und gab auf beiden Seiten Ausnahmen.



Berdanzünder

Bei Patronen mit Berdanzünder gibt es in der Patronenhülse zwei Zündlöcher. Der Amboss ist Bestandteil der Patronenhülse.

Das hat den Vorteil von 2 Zündlöchern und soll eine bessere Zündung der Treibladung gewährleisten, die Zündkapsel ist einfach zu produzieren.



Boxerzünder

Bei Patronen mit Boxerzündung gibt es nur ein zentrales Zündloch welches eine einfachere Produktion der Patronenhülse ermöglicht. Der Amboss wird in die Zündkapsel integriert, wodurch eine komplexere Fertigung notwendig wird. Das ausstoßen der verwendeten Zündkapsel ist bei Boxerzünder Hülsen einfacher und erleichtert ein Wiederladen.



Randfeuerzündung

Der Vollständigkeithalber sei auch die Randfeuerzündung erwähnt. Diese ist heutzutage hauptsächlich noch bei .22lfb Patronen anzutreffen. Es wird keine Zündkapsel verwendet. Die Zündmasse ist im Rand enthalten. Die Zündung erfolgt durch den Schlagbolzen und Deformation der Hülse. Ein Wiederladen ist nicht möglich, da einerseits eine erneute einbringung von Zündmasse schwierig ist, andererseits da der Hülsenboden selbst deformiert wurde. Die Produktion in der Fabrik ist von Randfeuermunition aufgrund der vereinfachten Komplexität und Verringerter Stückliste an Einzelteilen zumeist billiger. Randfeuerzündung wurde aber durch Zentralfeuerzündung zunehmend verdrängt, da Zentralfeuerzündung zuverlässiger funktioniert.



Im Zündhütchen von Zentralfeuerpatronen (Boxer und Berdan) befindet sich der Initialsprengstoff. Die eigentliche Zündmasse welche mit dem Schlagbolzen gezündet wird.


Die Treibladung ist üblicherweise nicht der Grund für Rostprobleme bei Waffen. Sondern die Zündmasse in der Zündkapsel kann kritisch sein bezüglich Rostproblemen.


Seit etwa 1930 verwendet man als Initialsprengstoff in Anzündhütchen ein Gemisch aus Tetrazen und Bleitrinitroresorcinat („Sinoxid-Sätze“). Vor der Entwicklung von Sinoxid-Zündern, wurde Knallquecksilber als Initialzünder verwendet.


Früher enthielten Zündhütchen Knallquecksilber, was nicht nur giftig ist, sondern es werden nach der Zündung sofort sehr rostfördernde Salze in der Waffe verteilt. Diese Salze sorgen schon nach wenigen Minuten, in Verbindung mit Sauerstoff, für Rost. Bei neuer Munition mit Sinoxid-Zündern tritt dieses Problem nicht auf.


Bei der Munitionsproduktion in den Warschauer Pakt Staaten und deren Verbündeten wurde noch bis in die 90er Jahre Knallquecksilber als Zünder verwendet. Da dies im Militärbereich erprobt und robust galt wurde nicht so schnell auf die neue Technologie mit den Sinoxid-Sätzen umgeschwenkt. Die Rostprobleme wurden im Militärbereich in Kauf genommen.


Wie kann man seine Munition testen?

Ich habe dazu eine kleine Testreihe aufgesetzt. Folgende Patronen wurden manuell delaboriert: PPU, S&B und STV(Surplus)


Links: PPU FMJ 7,62x39 - aktuelle Produktion von Privi Partizani aus Serbien

Mitte: STV Scorpio 7,62x39 - Erwartung auf Knallquecksilber Zünder - verkupferte Stahlhülle - Produktion aus Volksrepublik China - in Tschechien von STV geprüft und neu verpackt. Stempelung am Boden der Hülse "74 944". Eventuell aus dem Jahr 1974 und die Charge 944 oder das Produktionswerk 944.

Rechts: S&B 7,62x39 FMJ - aktuelle Produktion von Sellier und Bellot aus Tschechien


Delaborierung

Zum entfernen der Patronen habe ich einen Delaborierhammer verwendet. Das Geschoss und die Treibladung werden dabei sicher entfernt. Auf die Zündkapsel wird keine Kraft angewendet. 

   




Links: PPU hat einen schmalen und tieferen Crimpring.

Mitte: STV Scorpio, die Surplus Munition aus China mit einer Crimpfuge, rotem Lack entlang der Crimpfuge und anscheinend auch schwarze Klebereste?

Rechts: S&B hat einen breiteren Crimp


Die entleerten Patronen wurde dann in meinen Knallstock geladen und das Zündhütchen abgeschlagen.



Testreihe

Sofort nach dem abschlagen des noch vorhandenen Zünders wurden die noch qualmenden Patrone auf eine Eisenplatte kopfüber aufgestellt.

Die Hölzchen wurden drumrumgeschlichtet damit keine der Hülsen umfällt.

Nach zwei Wochen wurden die Hölzchen entfernt und die Ergebnisse geprüft.


Bei der STV Scorpio Hülse lässt sich Rost schon von außen deutlich erkennen. Ein frischer Rostfleck außerhalb der linken Patronenhülse.



Hülsen versetzt, nach 2 Wochen.


Links: STV Scorpio, unter der Hülse und teilweise sogar daneben ist frischer Rostansatz eindeutig zu erkennen.

Mitte: PPU, kein Rost oder Ablagerungen erkennbar.

Rechts: S&B, eindeutig weiße Schmauchspuren als Ablagerungen erkennbar.


Ergebnisse im Detail:


STV Scorpio

  


 

Eindeutige Rost Bildung, teilweise schon nach dem Ersten Tag.



PPU


  

Keine Sichtbaren Rostbildungen unter den Hülsen.


Sellier & Bellot 

     

Keine sichtbaren Rostbildungen unter den Hülsen, jedoch eindeutig weiße Schmauchablagerungen vorhanden.


Fazit:

STV Scorpio - Surplus 7,62x39 Munition mit verkupferten Stahlhülsen ist eindeutig als korrosive Munition zu beurteilen.

Nach dem Besuch des Schießstand's sollte die verwendete Waffe noch am selben Tag ausgiebig geputzt werden.


Da die Knallquecksilber Salze Wasserlöslich sind, empfiehlt es sich alle Teile der Waffe zu spülen und zu trocknen, bevor mit dem eigentlichen herkömmlichen Putzvorgang begonnen wird.

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