Bericht Quigley Match 2023 Slowakei Teil 2
Ziel #4
Bucket-oben 71 cm, unten 56 cm, hoch 81 cm - Entfernung 320m
Vor zwei Jahren war mir ein Glückstreffer vergönnt, über den ich mich wirklich sehr gefreut hatte. Trotz Glück, ein tolles Gefühl.
Der Regen hat aufgehört, die Bedingungen gleichen denen vom Vortag. Da ich im Training alle diese 3 Ziele auf der linken Seite gut getroffen hatte, behielt ich diese Einstellungen. Kein Regen, keine Höhenkorrektur. Und was mach ich mit meiner Laune, meinem Ehrgeiz und meiner Ambition? Nun, das Training hatte ich hervorragend abgeschlossen und mein Ziel eigentlich erreicht. Das Match ist halt so und Punkt. Ich raffe mich mental nochmals hoch, obgleich ich weiß, dass das stehend frei Ziel „ein Schuss ins Blaue ist“. Die Rollingblock hat knapp 6kg, meine Bandscheiben sind eh schon hin und McMonkey´s Körper wurde für so eine Übung nicht geschaffen. Die anderen haben eine Bauch, worauf sie ihre Stützhand legen können. Ich habe einen Buckel und der hilft mir hier nicht. Ich entscheide mich für die traditionelle Haltung ohne Bauch und dem Wissen, dass die Bandscheibe 4Wochen Schmerzen verursachen wird.
Die Sicht ist jetzt noch klarer. Mein Motivation ist wieder voll da und vielleicht geht es sich aus mein bestes Ergebnis von 17 Treffern im Bewerbmodus (von 48 möglichen) noch zu erreichen.
Mein Kollege neben mir bekommt das Go. Zeit für mich in Teilanschlag zu gehen. Ich harre der Dinge die jetzt folgen. Kopf ausgeschaltet. McMonkey Go! Ich ziehe die Rollingblock über das Ziel ohne dieses gänzlich aus den Augen zu verlieren. Das weiße Zentrum der „Scheibe“ hat nur eine Stecknadelkopfgröße im Diopter. Einmal weg, ist weg. Die 30 Sekunden laufen. Während ich den Lauf und Diopter in „Endposition“ bringe, peile ich noch immer über dem Lauf das Bucket an. Im Anschlag … ich neige den Kopf. Meine Wange fällt in die perfekte Position am Schaft. Augenabstand alles top. Kein Ton, kein Gedanke. Endposition erreicht, da blitzt der „Nadelkopf“ auf und schmiegt sich ohne Hast in das Ringkorn ein. Ich pendle, kreisende Bewegung … das Ziel nur nicht verlieren. Die Bandscheibe meldet sich, ich schenke ihr keinen Gedanken. Die Rückmeldung der Sinne, „es wäre an der Zeit“. Unbewusst bricht der Schuss. Ich setzte ab und darf wieder denken … das Timing war sehr gut. Treffer wird gemeldet und hat mir ein Lächeln entlockt. Das war jetzt kein Zufallstreffer. Der ist wirklich gut „abgegangen“. Stehend frei wieder einmal getroffen. Mehr braucht es nicht.
McMonkey Go … Treffer
McMonkey Go … Treffer
McMonkey Go … Treffer
Ich war geistig komplett weg. Ein traumhaften „Lauf“ leg ich da hin. Die nächsten 2 Schüsse fehle ich. Die enorme Konzentration macht müde und zerrt an allen „Ecken“ auch an der Bandscheibe. Komm, weiter … nicht nachlassen. Ich finde meinen Rhythmus und setze mir mit dem 7Schuss die Krone auf. Beim 8Schuss ist die Luft raus.
Grandioser unerwarteter Erfolg - 5 Treffer stehend frei. Mein lächeln faltet sich bis zu den Ohren. Zuspruch und Schulterklopfer der Kollegen, lassen mir Flügel wachsen. Dranbleiben … keine Zeit, es warten noch 2 Ziele. Die kleine Pause durch das Serviceteam (Arbeiten an den Zielen) kommt mir gerade recht. Mental und körperlich auftanken.
Ziel #5
Rectangle1 - 71x56cm - Entfernung 381
Auch ein kleines Ziel, zumindest aus der Sicht durch den Diopter. Herausfordernd, aber ich habe immer gute Ergebnisse zum Besten gegeben. Der Tag wird nicht nur wettertechnisch besser. Im vollen Aufwind des Erreichten, gewinne ich an Höhe und nähere mich meiner Reisegeschwindigkeit.
Schon in der Vorbereitung auf den Schuss merke ich, wie sich alles zusammenfügt. Das ist mein Tag. Die Schüsse der Kollegen kommen immer näher, ich spule konsequent mein Ritual ab. Alle Handgriffe sind identisch. Einmal noch ordentlich Sauerstoff einziehen, das Auge wird mir danken. McMonkey Go! … Treffer. Auch der zweite und der dritte Schuss nehmen ihren Platz auf der Stahltafel ein. Das läuft einwandfrei. Wieviel Schüsse hab ich abgegeben? Keine Ahnung, ich bin im Modus. Er wird mir schon jemand auf die Schulter klopfen uns sagen, „es ist genug“. Treffer Nummer 4 und Nummer 5. Ein kurzer Aussetzer beim 6 Schuss (Timing) wirft mich nicht aus der Bahn. Ich fahre wie auf Schienen zum Ziel. Mit den Schüssen 7 und 8 schließe ich dieses Ziel ab. Spotter meldet 7 Treffer zurück. Ich verberge mein Lächeln, denn meine Konzentration und Focus liegt jetzt am letzten Ziel.
Ziel #6
Rectangle2 - 81x71cm - Entfernung 485m
Mein Lieblingsziel möchte in Anschlag genommen werden. Es passt perfekt! in das Ringkorn. Behutsam und genau drehe ich die Spindel des Diopters. Ich nehm mir jetzt viel Zeit für die mentale Vorbereitung. Kein Geplauder mit Kollegen, meine Antworten bleiben bewusst aus. Ich falle in einem Zustand den ich schon kenne. Er erinnert mich an ausgezeichnete Erfolge. Wenn ich das jetzt umsetze dann …
Kopf wird ausgeschaltet. Es gibt nichts mehr, ich gleite in einer Welt die man nicht beschreiben kann. McMonkey Go! Selbst das Kommando ist nur ein schwaches Nebengeräusch. Laden und Anschlag. Ich nehme das Ziel auf, der Schuss bricht automatisch. Der Rauch steigt auf. Ich weiß, dass ich getroffen habe, da ist das Geschoss noch unterwegs. Leise höre ich den offiziellen Spotter der Orga - „Hit“ bevor ich wieder in meine Welt abtauche. Nach dem Kommando nehme ich das Ziel zum zweiten mal in Visier. Das Gefühl bereits getroffen zu haben, bevor ich den Schuss abgegeben habe, überkommt mich. Eine Millisekunde später bricht der Schuss. Aus einem Gefühl wird eine Sicherheit … unbeschreiblich.
Hit, Hit, Hit, Hit, Hit, Hit, Hit !
Bis zum letzten Treffer, bin ich meiner Konzentration treu geblieben. Ein volles Haus 8 Schüsse 8 - 8 Treffer. Ich halte kurz inne und genieße.
(Ende der Gegenwart)
Erst als ich den Gehörschutz abgenommen habe, hatte die Realität wieder Platz und der Erfolg wurde mir erst so richtig bewusst, ohne die Trefferanzahl zu kennen. Mein Spotter meldete 33 Treffer! Das „Blatt“ hatte sich derart gewendet, das war so nicht vorhersagbar. Das war ein Tag, es war mein Tag. Ich hatte meine Trefferleistung verdoppelt (2021 - 16Treffer) und obwohl ich wusste, dass es hier noch ganz andere Schützen gibt die jenseits von 36 Treffern landen können, konnte ich für dieses mal so richtig aufzeigen. Mein Lächeln hatte mittlerweile die Nachfalte erreicht und war nicht mehr zu verstecken. Wolke 7 hieß es für mich. Mein Stolz und der Respekt der mir entgegengebracht wurde, wollte am Ende des Tages noch übertroffen werden.
Der Abend sollte mit gutem Essen und der Siegerehrung seinen Ausklang nehmen. Ich war schon sehr gespannt, welche Platzierung diese Ergebnis wert war. Mein persönlicher Rekord in dieser Höhe, könnte mit einer Platz im oberen Feld noch einen tollen Abschluss bringen. Ohne Erwartungshaltung, eher in Gespräche mit Kollegen vertieft, rief man den 3Platz in der Kategorie Schwarzpulver auf…keine Trefferleistung wurde angegeben. Mein Teamkollege aus Deutschland. Ein hervorragender Schütze. Freude kam auf. Er war am beim Schießen an meiner linken Seite und wir hatten über seine Trefferanzahl nicht gesprochen. Also Gratulation für den dritten Platz. Wann kommt die Ergebnisliste? Nach dem Händeschütteln widmete ich mich wieder meinem Gesprächspartner. Also ob ich den Gehörschutz noch auf hätte, vernahm ich
„Platz 2 … McMonkey“
Bummmm, das traf mich wie ein Hammer. Ich hatte überhaupt NICHT! mit dieser Platzierung gerechnet. Der Applaus trug mich sichtlich erstaunt zur Überreichung der Urkunde. Niemals hätte ich mir so einen Erfolg ausgemalt.
Weltklasse für meinen Werdegang in diesem Segment des Long Range Schiessen. Erst 2019 in die Materie eingetaucht und dann dieser Tag. Aus meiner ganz persönlichen Sicht, die Krönung für all die Mühe und den Ehrgeiz.
Platz 1 = 37 Treffer
Platz 2 = 33 Treffer
Platz 3 = 29 Treffer
Neben dem 2 Platz in der Kategorie Schwarzpulver, hat mein Ergebnis noch für den 5 Platz über alle Klassen gereicht. (Nitro, Perkussion, Original, Scope und Black Powder)
Die unbeschreibliche Freude lässt nicht nach. Aber, das nächste Match ist wieder ein anderes. Die Karten werden neu gemischt und die Chance auf eine Tag wie diesen lebt und hält mich wach. Sie beflügelt mich auf den noch weiten Weg, den ich vor mir habe.