Geschoss gießen

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  • Mein Einstieg in das Thema Geschosse gießen, war einem Kaliber geschuldet bei dem es keine Kaufgeschosse gibt. Ich habe von Anfang an reines Blei zugekauft und entsprechend legiert. Wer Kugelfänge & Co ausräumt, braucht auch eine geeignete Örtlichkeit um den Dreck entsprechend „auszukochen“ - Stichwort Rauch und Gestank.

    Selbst beim Zukauf von Reinblei, bleiben die Kosten gering und überschaubar. Mir ging es aber nie um „noch alles billiger“ zu machen. Allein die Unabhängigkeit und in meinem Einstiegsfall die nicht vorhanden Kaufgeschosse waren mein Antrieb, plus der Reiz der Selbstherstellung.


    Selbst noch kein Gießprofi, kann ich aber folgendes dazu berichten …


    Ich habe mit einem sehr günstigen Ofen und einer Kelle begonnen, um mal das Gefühl für Temperatur usw. zu bekommen. Danach ließ ich mir einen hochwertigen Ofen mit Temperatursteuerung bauen. Der macht das Gießen nun „einfacher“. Also was heisst einfacher, rationeller würde eher passen. Gießen ist kein Hexenwerk. Es bedarf einer guten Recherche und der Rest ist einfach „learning by doing“, solange bis alles in „Fleisch und Blut“ übergegangen ist.


    In Zukunft werde ich bei einer Reihe von Kaliber auf das Gießen umstellen. Ein weiterer, großer Schritt in die Unabhängigkeit.

    Was man nicht tut, geschieht auch nicht.

  • Was braucht man eigentlich alles dafür um einigermaßen damit beginnen zu können?


    Misst du die Härte oder ist das ein Erfahrungswert beim legieren der nach "try & Error" ermittelt wurde.


    Wie ist die Masshaltigkeit der Kokillen und mit welcher Matrize kalibrierst du die Geschosse nach dem Gießen.


    Gibt's hierfür alles Out of the Box zu kaufen oder ist Eigeninitiative wie bei deinem Ofen zwingend notwendig?


    Unabhängigkeit ist natürlich ein riesen Thema in Zeiten wie diesen, aber wie sieht's mit den Anschaffungskosten bzw Platzbedarf aus?


    Wie gesagt, ich habe auf diesem Gebiet keinerlei Erfahrung aber finde alles was mit Fertigung & Technik zu tun hat in höchstem Maße spannend.

    ROCS Member

  • Zum Gießen reicht ein Lee Ofen selbstverständlich auch aus. Es muss nicht immer das teuerste sein. Eine Temperatursteuerung ist jedoch sehr hilfreich. Hierzu gibt es Anleitungen zum Umbau.


    Härte:

    Da ich zur Zeit nur Reinbleigeschosse gieße bzw. lediglich ein wenig Zinn hinzufüge, ist die Bleihärte eher Nebensache. Mit etwas Zinn wird alles etwas „gießfreudiger“. Die Bleihärte wird jedoch noch ein Thema, möchte ich in Zukunft ja auch Kurzwaffengeschosse gießen. Bei diversen Kalibern ist der Härtegrad des Blei schon ein Faktor in Hinblick auf die V0.


    Maßhaltigkeit

    Auch hier (Kurzwaffen) können Lee Aluminium Kokillen ihre Verwendung finden. Aluminium hat den Vorteil, dass die Kokille in sehr kurzer Zeit auf Betriebstemperatur ist. Bei einer Stahlkokille dauert dies doch länger, wobei diese Kokillen die Hitze auch länger halten.


    Kalibrieren

    Ich meine LEE bietet hier auch Lösungen an. Sonst, kann ich natürlich meine Kalibrierpresse von RCBS nutzen. Hierzu bedarf es immer einer geeigneten Kalibriermatrize und eines passenden Geschoss Setzstempel.


    Kauf

    Ein Set gibt es nur bedingt. Es ist wie mit alles Sets - so manches wird man nicht brauchen.

    Was man nicht tut, geschieht auch nicht.

  • Härte:

    Da ich zur Zeit nur Reinbleigeschosse gieße bzw. lediglich ein wenig Zinn hinzufüge, ist die Bleihärte eher Nebensache. Mit etwas Zinn wird alles etwas „gießfreudiger“. Die Bleihärte wird jedoch noch ein Thema, möchte ich in Zukunft ja auch Kurzwaffengeschosse gießen. Bei diversen Kalibern ist der Härtegrad des Blei schon ein Faktor in Hinblick auf die V0.

    Genau das, wollte ich ansprechen im Hinblick auf Kaliber wie 357 Mag, 44 Mag,454 Casull etc..... wo es zb diverse Hartbleigeschosse gibt.


    Meines Wissens experimtiert Gonzo gerade in diesem Gebiet für seinen Alaskan in 454 Casull.


    Die Temperatursteuerung hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit viel Einfluss auf das Gussverhalten.


    Weil du diesen Lee Ofen angesprochen hast, regelt der bei einer fix eingestellten Temperatur ab oder heizt der dauernd, nur halt ohne Einstellung?

    ROCS Member

  • Der hat einen Drehpoti, der solala funktioniert. Das ist dann so eine ungefähre Einstellung die man halt herausfinden muss. Ich kenn mich technisch nicht so aus meine aber, dass ist so ein Impuls Heizen.


    Bei sehr heißen Ladungen oder „rasanten Geschossen“ wird eventuell auch ein Gascheck nötig sein. Also ein Napf der den Geschossboden schützt. Hier muss dann natürlich auch der geeigneten Kokille Rechnung getragen werden.

    Was man nicht tut, geschieht auch nicht.

  • Bei mir ist ein komplettes KISS-System im Einsatz.

    KISS=Keep it stupid simple

    Damit meine ich einen alten Kochtopf, eine elektrische Heizplatte und eine Schöpfkelle.

    Mehr nicht, außer natürlich noch die jeweils gewünschte Kokille.


    In dem Topf wird saubergeschmolzen, gefluxt und anschließend mit einem alten Löffel der Dreck abgehoben und in einen Blechkübel geworfen.

    Dann wird einfach die Kokille über dem Topf mit der flüssigen Schmelze mit der Schöpfkelle befüllt.

    Keine Steuerung, kein Thermometer, kein spezielles Heizgerät mit Bodenauslass etc.

    Ob die Temperaturen passen zeigt einem eh nur die Oberfläche der Geschosse.


    Einen LEE 4-20 hätte ich zwar Neu im Keller, hab den aber noch nie ausprobiert.

    Schadet ja nie sowas zu haben.

  • Der hat einen Drehpoti, der solala funktioniert. Das ist dann so eine ungefähre Einstellung die man halt herausfinden muss. Ich kenn mich technisch nicht so aus meine aber, dass ist so ein Impuls Heizen.


    Bei sehr heißen Ladungen oder „rasanten Geschossen“ wird eventuell auch ein Gascheck nötig sein. Also ein Napf der den Geschossboden schützt. Hier muss dann natürlich auch der geeigneten Kokille Rechnung getragen werden.

    Vom Gascheck möchte ich mich gerne fernhalten, daher ist aktuell ein Versuch bei mir am Laufen eine Kunststoffbeschichtung für die Bleigeschosse zusammenzumixen die ohne spezielle Gerätschaften aufzutragen und auszuhärten funktioniert.

    Damit sollten auch hohe Drücke und rasante Mündungsgeschwindigkeiten ohne GC und vor allem ohne Fett möglich werden.

  • Bei mir ist ein komplettes KISS-System im Einsatz.

    KISS=Keep it stupid simple

    Damit meine ich einen alten Kochtopf, eine elektrische Heizplatte und eine Schöpfkelle.

    Mehr nicht, außer natürlich noch die jeweils gewünschte Kokille.

    :thumbup:


    Das zeigt wieder einmal recht deutlich wie viel man aus wenig Geld & Equipment doch heraus holen kann und das man nicht stets den komplizierten Weg suchen muss wenn der einfache doch vor einem liegt.

    ROCS Member

  • Moinsen,

    ich wollte mal anfragen, wie ihr den Härtegrad des Bleis bestimmt.

    Ich habe mehrere Bleibarren angestaubt und Zugriff auf Weichblei von LG- und KK-Ständen, vereinzelt auch auf Blei von GK-Ständen, außerdem einen Posten alter, leider deformierter Bleigeschosse, bei dem auch noch ne Dose mit Antimonpulver bei lag. Ich habe nur leider keinerlei Infos über die verwendeten Legierungen der Bleibarren und Geschosse, und ich würde gerne Geschosse für .32 S&W Long WC und .38 Spec/.357 Mag gießen.


    Wäre da über Tipps und Tricks zur passenden Härtebestimmung bzw. Legierung dankbar, auch welche Werkzeuge nötig bzw. nice to have wären...


    Gruß vom Axtwerfer

    (der gerne sein Altblei freudefördernd recyceln möchte ;) )

  • Auch da bin ich recht pragmatisch unterwegs😉.

    Hab einen Satz Bleistifte von FaberCastell genommen. Ist kein Witz.


    Die Überlegung dazu:

    Messegeräte sind erstens teuer (die Guten gehen bei ~400€ los) und sind empfindlich.


    Deshalb habe ich mir überlegt wie ich die Aufgabe lösen könnte indem mir jemand das Härtemessen wiederholgenau abnimmt —> Lösung: ich brauch verschiedene Oberflächen mit definierten Härten.

    Und Zeichenbleistifte sind genormt von der Graphithärte, es gibt B, F, H, HB, 2F etc.

    Im Zeichenset für 10€ beim Amazon sind die sortiert nach Härte alle drin, voilà.


    Damit fang ich an, begonnen mit dem weichsten Bleistift, Striche auf meine Barren oder auch Geschossböden zu ziehen.


    Bleistift „malt“ auf den Barren —> Bleibarren ist härter als das Graphit

    Dann anschließend den Bleistift mit der nächsthöheren Härte nehmen, wieder ein kurzer Strich an einer danebenliegenden Stelle…

    Immer wieder die gleiche Prozedur, und irgendwann bist Du dann am Ergebnis:

    Da gibts dann keinen gemalten Strich auf dem Blei, da gibts dann einen feinen Kratzer an der Oberfläche—> Graphit ist härter als Dein Barren/Geschoss —> Härte der Bleilegierung ist ermittelt.

    Funktioniert im Gegensatz zu den Messgeräten fast Wartungsfrei, ab und zu mal die Stifte spitzen reicht.


    Härtemessgerät wurde damit „outgesourct“ zum Stiftproduzenten😂.


    Methode einleuchtend und verständlich?


    Schöne Grüße 

    Gonzo

  • Auch da bin ich recht pragmatisch unterwegs😉.

    Hab einen Satz Bleistifte von FaberCastell genommen. Ist kein Witz.

    ...

    Methode einleuchtend und verständlich?

    ...

    Hallo Gonzo,

    vielen Dank für den Tipp, und ja, es klingt absolut nachvollziehbar. Werde mich nachher auf den großen Fluss begeben um den Grafen von und zu Faber - Castell um ein Set seiner edlen Schreib- (und Test)geräte zu erleichtern.

    Ich hatte diesen Tipp schon mal in einem anderen Forum gelesen, er wurde da aber nur von einem User angewendet. Mit Deiner Rückmeldung kann ich für mich die Info als verifiziert ansehen, und ich habe nun ein weiteres As im Ärmel in Sachen Geschossbeschaffung... 8) :thumbup:


    Gruß vom Axtwerfer

    ( der in Zukunft seine Strichlisten nicht nur mit, sondern nun auch auf Blei führen wird ;) )

  • Und Zeichenbleistifte sind genormt von der Graphithärte, es gibt B, F, H, HB, 2F etc.

    Im Zeichenset für 10€ beim Amazon sind die sortiert nach Härte alle drin, voilà.



    Härtemessgerät wurde damit „outgesourct“ zum Stiftproduzenten😂.


    Geniale Idee!


    Mein Freund Alex, Büma und mein Geschossgiesser hat sich das Härteprüfset von LEE zugelegt. Ist recht einfach gehalten, aber deine Methode ist einfacher und um eine mehrfaches schneller.

  • Bleistift „malt“ auf den Barren —> Bleibarren ist härter als das Graphit


    Ein interessante Technik.

    Für mich deshalb interessant, da ich zur Zeit Reinbleigeschosse gieße und ab und an mit Zinn legiere. Aber auch für interessant für spätere - grobe - Bestimmungen bei Kurzwaffen. :thumbup:

    Was man nicht tut, geschieht auch nicht.

  • Hier ein Link zu einer Website mit einer Skala, in der die Bleistift - Härtegrade den Brinellwerten (BHN) gegenübergestellt werden:


    http://preppersvoice.com/wp-co…rdness-of-lead-alloys.jpg

    Danke für den Link, dann einigen wir uns darauf dass diese Werte/Einheiten genutzt werden?

    Damit alle Bleistiftzeichner von den identischen Werten/Einheiten reden?


    Sonst wird’s total unübersichtlich.

    Hab Deine Tabelle jetzt schon mal abgeschrieben und zusätzlich zu meinen ermittelten Härtegraden in den Deckel der Stiftebox geschrieben.


    Wusste ehrlich gesagt gar nicht dass diese Methode bereits existiert 🤷‍♂️.

  • Schiessstand-Material: 4-5 BNH, manche Barren liegen etwas höher

    (Sehr viel VM-Geschosse dabei, große Anzahl an S&B und Geco 9mm, auch sehr viel .223er VM von S&B, GGG)

    Zum puren Vergießen ohne Beschichtung und/oder GC nur bedingt geeignet, evtl für Vorderlader-Minie oder langsame Wadcutter in gasdruckarmen Patronen.



    Linotype pur: 20-22 BNH, Barren wurden zum platzsparenden Lagern in 1-kg-Größe aus den großen Platten von Werbeanzeigen und ähnlichem gegossen.

    Hier steigt bei purer Verwendung schon der Durchmesser der kalten Geschosse an im Vergleich zu Legierungen mit 50/50-Anteil.

    Magnum und LW-geeignetes Material, verbleite Läufe auch bei Fullhouse-Magnum >3000bar nicht feststellbar.


    Monotype pur: Minimum 26-28 BNH, oftmals Härte über 28 BNH, absolutes Traummaterial!

    Wurde nur zum Härtemessen in Barren gegossen, ansonsten gehen die kleinen Einzelbuchstaben als Einstellmaterial gewogen und berechnet in das Schiessstandblei um da auf über 16 BNH zu kommen.

    Sehr hoher Antimon- und Zinnanteil.


    Zu den Härtemessungen: Alle Barren wurden in luftgekühltem Zustand gemessen.

    Es gibt die Möglichkeit das Blei durch abschrecken (z.B. die erkaltete Schmelze in einen Eimer mit Wasser zu werfen) zu Härten.


    Persönlich halte ich mich von dieser Art der Handhabe fern, da wo Blei in flüssiger Form gehandhabt wird haben wasserhaltige Flüssigkeiten überhaupt nichts zu Suchen.

    Das ist ein unkalkulierbares Risiko, es könnte ein einziger Wassertropfen in die Schmelze spritzen.


    Abschrecken der Geschosse nachdem diese aus dem Drehofen kommen mit 200*C ist aber der letzte Teil meines Versuches mit verschiedenen Kunststoffbeschichtungen, auch damit sollten sich diese Geschosse härten lassen.

    Da sind aber die Ergebnisse noch nicht völlig zufriedenstellend, da dauert es noch ein wenig mehr Zeit bis der Prozess wiederholgenau steht.

    Die Rezeptur der Beschichtung (verschiedene Polyester- und Polyethylene) bekommt noch ihren Feinschliff.

    Einmal editiert, zuletzt von Gonzo ()

  • Was für eine Bleihärte wird eigentlich bei Geschossen für .32 S&W Long WC mit Fettrillen benötigt?


    Angabe sowohl in Brinell als auch in Bleistifthärte möglich :/

  • Was für eine Bleihärte wird eigentlich bei Geschossen für .32 S&W Long WC mit Fettrillen benötigt?


    Angabe sowohl in Brinell als auch in Bleistifthärte möglich :/

    Hoi Axtwerfer,


    die .32WC hab ich selber noch nicht geschossen, geladen, geschweige denn gegossen…

    Aber, von der Theorie her, es ist eine alte Patrone, langsam und vor allem mit sehr wenig Gasdruck ausgestattet und genau das müssen wir bei der Geschosswahl berücksichtigen.

    Wenig Gasdruck bedeutet dass auch relativ wenig Kraft auf den Geschossboden wirkt um das Geschoss soweit zu verformen das Lauf/Geschoss soweit abgedichtet werden dass kein übermäßiger Gasschlupf entsteht.

    Geschoss zu weich: Blei schmiert —> Verbleiung

    Geschoss zu hart: Geschoss schmilzt an den durch Gasschlupf umströmten Bereichen —> Verbleiung


    Als Anfangswert würde ich bei dieser (mir unbekannten) Patrone mit einer Legierung zwischen 6 und 12 BNH starten.

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